Samstag, 1. Juli 2017

Rat der Neun - Gezeichnet - Veronica Roth


Rat der Neun - Gezeichnet

erschienen am 17.01.2017 - cbt - 19,99€ - 416 Seiten - ISBN: 978-3-5701-6498-3

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Inhalt

In einer Galaxie, in der Gewalt und Rache das Leben der Völker beherrschen, besitzt jeder Mensch eine besondere Lebensgabe, eine einzigartige Kraft, die seine Zukunft mitgestaltet. Doch nicht jeder profitiert von seiner Gabe … 
Cyra ist die Schwester des brutalen Tyrannen Ryzek. Ihre Lebensgabe bedeutet Schmerz, aber auch Macht – was ihr Bruder gezielt gegen seine Feinde einsetzt. Doch Cyra ist mehr als bloß eine Waffe in seinen Händen: Sie ist stark und viel klüger, als er denkt. 
Akos stammt aus einem friedliebenden Volk und steht absolut loyal zu seiner Familie. Als Akos und sein Bruder von Ryzek gefangen genommen werden, trifft er auf Cyra. Er würde alles dafür tun, seinen Bruder zu retten und mit ihm zu fliehen, doch mächtige Feinde stehen ihm im Weg. 
Akos und Cyra müssen sich entscheiden: sich gegenseitig zu helfen oder zu zerstören …


Meine Meinung

Veronica Roth hatte ja bereits die "Die Bestimmung"-Trilogie geschrieben und nachdem mich der erste Teil absolut begeistert, Band 2 dann nur noch so lala war und der dritte Teil eines der schlechtesten Bücher war, die ich je gelesen hatte - da war ich natürlich sehr gespannt auf ihr neustes Werk, aber ehrlich gesagt auch etwas skeptisch. 
"Rat der Neun - Gezeichnet" wurde mir freundlicherweise vom cbt-Verlag und dem Bloggerportal als Rezensionsexemplar zugeschickt.

Der Start in das Buch war meiner Meinung nach nicht unbedingt ideal; es ist in mehrere Teile unterteilt, wobei der erste Teil zu einer Zeit spielt, in der man Akos, einen der beiden Protagonisten, als Kind erlebt. Im Nachhinein betrachtet war diese Art der Einleitung sehr gut gemacht und lieferte eine gute Basis für die Geschichte, mir persönlich war dieser Einstieg aber zu zäh und nicht wirklich spannend, sodass ich das Buch nach diesen ersten 50 Seiten erst einmal zur Seite gelegt hatte. Dass das eine schlechte Entscheidung war, habe ich dann aber recht bald begriffen, als ich dann mal weitergelesen hatte, denn schon bald konnte mich die Geschichte, die Veronica Roth hier entspinnt, richtig fesseln. 

"Rat der Neun - Gezeichnet" wird aus den Perspektiven von Cyra und Akos erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten - Cyra, die Schwester des mächtigen Tyrannen, und Akos, dessen Gefangener. Als die Beiden aufeinander treffen, kommt es zu einer sehr interessanten Kollision von "zwei Welten", denn Akos gehörte vor seiner Gefangennahme dem Volk Thuve an, während Cyra aus dem der Shotet stammt. Zu sehen, wie diese beiden Kulturen kollidieren und durch den Austausch zwischen den Protagonisten auch mehr darüber zu erfahren, hat mir gut gefallen, vor Allem, da die Autorin hier viel mit Vorurteilen und gefestigten Meinungen gearbeitet hat, die sich in der Realität nicht immer so darstellten, wie man das erwartet hätte. Dabei ist deutlich geworden, dass es immer zwei Seiten einer Münze gibt, zwei verschiedenen Ansichten auf geschehene Dinge und wie wichtig es ist, sich darüber auszutauschen, anstatt nur auf das zu vertrauen, was von Anderen behauptet wird.
Auch die beiden Protagonisten fand ich super gemacht - Cyra, die taffe, kämpferische junge Frau, die in einem kalten Haushalt aufgewachsen ist und sich ihr Leben lang verstellen musste, sodass dies zu einer Art Automatismus für sie geworden ist, und Akos, der Gefangene, der gegen die Verbundenheit gegenüber seiner Familie nicht ankommt und dabei alles hinterfragen muss, was er je zu wissen geglaubt hat. 


Allerdings gibt es auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben. 
Zunächst einmal ist es Veronica Roth gelungen, eine sehr einzigartige Weltraum-Welt mit verschiedenen Völkern, die auf unterschiedlichen Planeten leben, zu erschaffen - regiert durch den "Rat der Neun", der der deutschen Ausgabe ihren Namen verliehen hat. Das ist aber auch schon so ziemlich alles, was man darüber weiß. Insgesamt hätten ein paar mehr Details über die Welt, das Regierungssystem und die verschiedenen Völker nicht geschadet, denn es wurde immer mit den Namen der Völker und Planeten um sich geworfen, aber wirkliche Informationen darüber gab es nicht. Hoffentlich ändert sich das im zweiten und letzten Teil der Dilogie. 

Zudem hatte die Story zwar schon einen roten Faden, aber auch jede Menge Handlung außerhalb dieses Hauptstrangs, der eigentlich erst gegen Ende richtig zum tragen kam. Dadurch fehlte zwischendurch die Spannung und an manchen Stellen fragte ich mich, wohin das alles führen sollte. Gegen Ende führte die Autorin dann aber alles mehr oder weniger zusammen und ließ das Buch auch mit einem nicht unbedingt sehr spannendem, aber doch interessanten Cliffhanger enden. 

Das größte Problem, das viele sehen, ist, dass das Buch rassistische Züge hat. So wird das kriegerische, oftmals auch sehr brutal dargestellte Volk der Shotet dadurch beschrieben, dass die Shotet eine dunkle Hautfarbe haben, während beispielsweise die Thuvesi hellhäutig sind. Sicherlich ist das ein Punkt, der nicht unbedingt nötig gewesen wäre; andererseits habe ich es persönlich nicht als negativ gewertet empfunden und es wurde auch nicht wirklich thematisiert, sodass ich dies selten im Gedächtnis hatte, während ich das Buch las. Dass die Autorin darauf einfach hätte verzichten können, bestreite ich nicht, aber als wirklich problematisch wurde es von mir auch nicht aufgefasst. Nichtsdestotrotz steht es jedem offen, sich darüber eine eigene Meinung zu bilden und diese zu vertreten, und ich verstehe, dass dies ein durchaus sensibles Thema ist.

Alles in Allem hat mir "Rat der Neun - Gezeichnet" aber gut gefallen; die Handlung war zwar nicht immer spannend, aber dennoch packend und ich wollte - nachdem ich den etwas langweiligeren Einstieg überwunden hatte - immer wissen, was als nächstes geschieht. Auch die Charaktere konnten mich durchweg überzeugen und ich bin schon sehr gespannt, was im zweiten Teil auf uns zukommen wird. 
Insgesamt vergebe ich daher vier von fünf Sternen. 
✩✩✩✩