Samstag, 25. Februar 2017

Im Schatten das Licht - Jojo Moyes


Im Schatten das Licht

erschienen am 27.01.2017 - rororo - 14,99€ - 576 Seiten - ISBN: 978-3-4992-6735-2

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Inhalt

Sarah und ihren Großvater verbindet die Liebe zu Pferden. Einst war Henri ein gefeierter Dressurreiter, bis das Schicksal seine Karriere beendete. Täglich trainiert er die Vierzehnjährige und ihr Pferd. Seit dem Tod von Mutter und Großmutter haben die beiden nur einander. Und als Henri einen Schlaganfall erleidet, bleibt seine Enkelin allein zurück.
Natasha und ihren Mann Mac verbindet nur noch wenig. Ihre Ehe ist gescheitert, doch bis das gemeinsame Haus verkauft ist, müssen sie sich arrangieren. Für Natasha nicht leicht, denn ihre Gefühle für den Mann, der einmal die Liebe ihres Lebens war, sind alles andere als lauwarm. 
Als zufällig Sarah in ihr Leben tritt, nehmen die beiden das verschlossene Mädchen bei sich auf. Das Zusammenleben ist schwierig. Gibt es überhaupt etwas, was die drei miteinander verbindet? Plötzlich ist Sarah verschwunden. Und Natasha und Mac machen sich widerstrebend gemeinsam auf die Suche. Ein turbulenter Roadtrip durch England und Frankreich beginnt ...


Meine Meinung

"Im Schatten das Licht" ist das mittlerweile achte Buch von Jojo Moyes, die für mich zu meinen absoluten Verlassautoren gehört. Wenn ich eines ihrer Bücher beginne, dann weiß ich, dass es gut sein wird, denn bisher hat sie mich noch nie enttäuscht. Auch hier war ich mir also ziemlich sicher, dass es mir gefallen würde, hätte aber nicht damit gerechnet, dass es sogar fast in der Lage wäre "Ein ganzes halbes Jahr" von seinem Thron als unangefochtener Liebling zu stoßen, so gut hat es mir gefallen!

In "Im Schatten das Licht" verfolgt man im Großen und Ganzen zwei Handlungsstränge - einmal die Geschichte der jungen Sarah, die bei ihrem Großvater lebt und deren Große Liebe ihr Pferd Boo ist, und Natasha, einer aufstrebenden Anwältin, die kurz vor einer Scheidung von ihrem Exmann Mac steht. 
Das klingt auf den ersten Blick wie für jemanden wie mich, der selbst so etwas wie Jura studiert und eigene Pferde hat, gemacht und genauso habe ich es auch empfunden. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe jedes Wort in mich aufgesogen. 

Natasha, die auf den ersten Blick sehr kühl und zurückhaltend wirkt und genau das auch nach außen vermitteln möchte, wurde mir im Laufe des Buches immer sympathischer. Zu Beginn des Buches erlebt sie etwas, das sie längere Zeit beschäftigt und auch viele ihrer Handlungen im folgenden Verlauf prägt, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Sie folgt immer wieder ihren Impulsen und offenbart - zunächst nur dem Leser, später auch den Leuten in ihrem Umfeld - immer mehr, wie es wirklich in ihr aussieht. 
Vor Allem Natasha und Mac fand ich zusammen sehr spannend. Die Beiden haben in der Vergangenheit einige schwere Zeiten durchgemacht und stehen kurz vor einer Scheidung. Als Mac übergangsweise wieder in das gemeinsame Haus einzieht, sehen sich die Beiden nicht nur mit der Kollision ihrer beider Leben, die sich in der Zeit seit der Trennung natürlich weiterentwickelt haben, konfrontiert, sondern auch mit ihren Gefühlen füreinander, die für niemanden eindeutig sind und mich mehr als einmal verzweifeln ließen, wenn ich mir wieder einmal dachte: das gibt es doch nicht, redet doch einfach miteinander!

Aber genau das ist es, was den Charme der Bücher von Jojo Moyes ausmacht - die Handlungen der Charaktere, die daraus resultierenden Probleme und Atmosphären sind so realistisch gestaltet, so greifbar, dass ich mich immer fühle, als wäre ich mittendrin. Sie hat es nicht nötig, ihren Geschichten einen perfekten, hollywood-ähnlichen Anstrich zu verleihen, sondern begeistert ihre Leser mit der ungeschönten Realität, dass viele Dinge ungesagt bleiben, dass nicht immer alles perfekt ist und dass wir am Ende vielleicht oftmals einen Schubs in die richtige Richtung brauchen, um selbst zu erkennen, was wir wollen. 

Diesen "Schubs in die richtige Richtung" bekommen Natasha und Mac in Form von Sarah, die die Beiden bei sich aufnehmen. 
Sarahs Großvater Henri, der einzige Mensch in ihrem Leben, erleidet einen Schlaganfall und als Natasha die verwahrloste Sarah beim Stehlen erwischt, nimmt sie sie bei sich auf. 
Was sich auf den ersten Blick als eine unlösbare Aufgabe erweist - denn wie kümmert man sich von jetzt auf gleich um einen Teenager, der mehr Geheimnisse hat als man ahnt? - wird für Natasha und Mac zu einer Gelegenheit, an sich selbst zu wachsen und vor Allem, sich miteinander auseinanderzusetzen. 

Sarah, die erst 14 Jahre alt ist, weiß schon genau was sie will, denn das hat ihr Großvater ihr immer wieder eingetrichtert: sie soll zum Cadre Noir, der berühmten französischen Dressurreitschule, der einst schon ihr Großvater Henri angehörte. Dafür übt sie Tag für Tag mit ihrem Pferd Baucher (Boo), mit einer eisernen Disziplin und selbst unter den widrigsten Umständen. 
Ihre Geschichte fand ich unglaublich ergreifend, denn sie kämpft mit allen Mitteln um den Traum ihres Großvaters, um ihren Traum und um ihr Pferd. Dabei nimmt sie Unglaubliches auf sich und zeigt, was alles möglich ist, wenn man ein Ziel verfolgt. 
An dieser Stelle möchte ich gar nicht zu viel verraten, denn ich fand es sehr schön, Sarahs Entwicklung mitzuverfolgen und mich immer wieder von ihr überraschen zu lassen, sowohl positiv als auch negativ. 
In ihrem jungen Alter hat sie schon viel durchmachen müssen und sieht sich auch jetzt noch mit vielen schrecklichen Dingen konfrontiert. Dennoch gibt sie nicht auf und rappelt sich auch nach den größten Tiefschlägen wieder hoch.

"Im Schatten das Licht" hat mir unglaublich gut gefallen und ist einmal wieder ein Beweis dafür, dass Jojo Moyes eine wahre Meisterin ist, wenn es darum geht, ergreifende Geschichten zu spinnen und Charaktere zu entwickeln, die so viel mehr Facettenreichtum besitzen, als man auf den ersten Blick erkennt. Sie hat auch wieder gezeigt, dass man aus den dunkelsten Ereignissen die schönsten Momente gewinnen kann und das man tatsächlich in jedem Schatten auch Licht finden kann. 

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